Leseproben

Rasta, turbulente Augenblicke im Leben eines Hundes

Erste Nacht im neuen Zuhause

 

Inzwischen war es schon 2.00 Uhr in der Nacht und es wurde dringend Zeit für einige Stunden Schlaf. Alle waren hundemüde. Ich eigentlich auch, aber vor lauter Aufregung fand ich keine Ruhe.

Wo sollte ich mich nur hinlegen? Ruhelos suchte ich alles ab, fand aber kein wackeliges Schlafbrett. Dass eine weiche Decke für mich als Schlafgelegenheit bereit lag, registrierte ich vor lauter Aufregung nicht. Also suchte ich nach ähnlichen Schlafgelegenheiten wie Bretter.

Zuerst versuchte ich es mit der Fensterbank. Es gab ein lautes Getöse und sie war freigeräumt. Irgendwie zu hoch, zu glatt, zu schmal und zu kalt. Nein, das war nichts.

Im Nebenraum unternahm ich einen neuen Versuch, es mir auf der Fensterbank gemütlich zu machen. Auch hier musste ich erst mal für freien Platz sorgen. Wieder gab es beim Herunterfallen der Gegenstände viel Lärm und zudem verfing ich mich auch noch in so einem wirklich überflüssigen Behang, der sich Gardine nennt.

Dann fand ich neben Utes Bett den Nachttisch. Der war aus Holz und nicht so kalt. Wieder gab es Lärm im Dunkeln, denn auch dieser Ruheplatz war, wie ich feststellten musste, mit nutzlosem Kram belegt. Das war also auch nichts, denn der Nachttisch war zu klein für mich. Als Ute das Licht anknipste, die Lampe befand sich nun auf dem Boden, bemerkte ich, dass die alte Flecki mich ganz entsetzt ansah.

Ich glaube sie hielt mich für reichlich überdreht. Sie schaute mich ganz merkwürdig und verwundert an, blieb aber ansonsten unbeeindruckt von meinem Verhalten auf ihrem angestammtem Schlafplatz, einem großen weichen Kissen, liegen. Schließlich war Ute es leid. Kurzerhand nahm sie mich einfach mit in ihr Bett. In ihrem Arm kam auch ich endlich zur Ruhe und alle zu wenigstens einigen Stunden Schlaf. Obwohl mir dieser enge Menschenkontakt nicht ganz geheuer war, kam ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit in mir auf, das war einfach eine Wohltat.

Ich glaube, dieser Tag war der bisher aufregendste in meinem Leben.

 

©Ute Dissemond, 2008

Aus dem Buch:

„Rasta, turbulente Augenblicke im Leben eines Hundes“

 

 

 

 

Hunde sind... (Auslands-) Hunde-Geschichten

Im Schlaraffenland

 

Sam ist clever, er ist ein gut integrierter, ehemaliger Selbstversorger, dessen Lebenserfahrung vielfältiger ist, als die mancher Menschen. Er ist klug, äußerst verfressen und hat jede Menge Tricks auf Lager. Sam versteht es, wie kein anderer Hund, die Menschen genau zu beobachten, nach Möglichkeit so, dass diese davon nichts mitbekommen. Es scheint als betreibe er regelrecht Menschenkunde, dabei hat er nur ein Ziel, die Schwächen der Menschen zu erkennen und zu seinem Vorteil gnadenlos auszunutzen.

 

Sam’s Frauchen ist mit Staubsaugen beschäftigt. Sie kennt ihren „Pappenheimer“ schon gut und deswegen achtet sie auch genau auf ihn. Sam liegt in Sessel und schläft, so sieht es jedenfalls für gutgläubige Menschen aus. Vom Flur aus führt eine Treppe hinab in den Keller. Dort befindet sich auch der sogenannte Vorratsraum. Hier wird unter anderem das Hundefutter gelagert. Ein großer, 15 kg schwerer Futtersack wurde erst gestern hinunter geschafft. Hundeleckerlies werden ebenfalls dort in einer verschlossenen Dose gelagert und die Hundekekse sind in einem großen, stabilen Karton untergebracht.

Während Sam’s Frauchen noch immer mit Staubsaugen beschäftigt ist, liegt Sam eingerollt auf dem alten Sessel im Wohnzimmer. Es ist sein Hundesessel, der nur für ihn reserviert ist. Sam liegt mit ¾ geschlossenen Augen da, sein Körper ist vollkommen entspannt. Ab und zu gibt er zufriedene Brumm-Laute von sich. Doch wer glaubt, dass Sam nur so vor sich hindöst oder sich gar langweilt, der irrt sich gewaltig. Sam’s Sinne sind hellwach, er wartet nur auf den passenden Moment. Sam schläft immer nur mit einem Auge und seine Ohren orten, wie ein Radargerät, jedes Geräusch. Sam weiß stets exakt, wo sich sein Frauchen gerade befindet. Immer, wenn sie im Vorbeigehen kurz zu ihm rüber schaut, schließt er schnell seine Augen und wendet den Kopf ab, aber sobald sie ihm den Rücken zu dreht, blinzelt er ihr sofort hinterher. Bald ist es soweit, gleich ist sie dort, wo sie ihn nicht mehr im Auge hat. Sie geht in den Flur und wegen dem Staubsaugerkabel kann sie die Tür nicht fest hinter sich verschließen, das weiß Sam durch seine akkuraten Beobachtungen genau. Sam weiß ebenfalls von dem Vorratsraum im Keller und der ist heute sein Ziel, das hat er sich fest vorgenommen. Bisher wurden seine Versuche, unbemerkt dorthin zu gelangen, alle verhindert, aber nun hat er einen Plan und ist sich sicher, heute wird es klappen.

Kurz bevor sich sein Frauchen in den Flur begibt, vergewissert sie sich noch einmal über Sam’s Standort. Alles scheint bestens, er liegt noch immer scheinbar vor sich hindösend auf seinem Sessel.

„Der lange Spaziergang hat dich offensichtlich ganz schön geschafft“, sagt sie im Vorbeigehen zu Sam und widmet sich wieder ihrer lästigen aber notwendigen Arbeit.

Gerade in dem Moment, als sie Sam den Rücken zu wendet, springt der alte „Hallodri“ lautlos von seinem Thron, drückt sich auf leisen Sohlen durch den Türspalt in den Flur, saust pfeilschnell um die Ecke und rast geschickt und sicher in einem „Affenzahn“ die glatten Stufen der gefliesten Kellertreppe hinunter. Schnurstracks flitzt er in den Vorratsraum hinein und findet schnell dass, was er sucht. Sam fühlt sich wie im Paradies.

 

Nachdem Frauchen ihre Arbeit beendet hat, beschäftigt sie sich mit anderen Dingen die ebenso erledigt werden müssen. Sie glaubt immer noch, dass Sam vom Spaziergang k.o. auf seinem Herrschersitz, dem alten Sessel liegt und sich ausruht. Dann kommt auch Herrchen von der Arbeit nach Hause und ist sehr verwundert, dass Sam ihn nicht wie sonst freudig an der Tür begrüßt.

„Wo ist denn Sam?“

„Der liegt doch faul auf seinem Sessel und schläft.“

Aber der Sessel ist leer. Die Beiden rufen nach Sam und schauen in jeden Winkel, suchen ihn im Garten und sogar in der Garage nach ihm, aber Sam bleibt verschwunden. Ratlos schauen sie sich an, dann rufen sie beide gleichzeitig:

„Im Keller, im Vorratsraum!“

Sie hasten die Treppe hinunter und finden Sam, der für einen kurzen Moment verschmitzt aufschaut, er wirkt glücklich und zufrieden, er hat ein lustiges Funkeln in den Augen und seine Rute wedelt freudig hin und her. Sam hatte natürlich die Rufe seiner Leute längst gehört, aber in seiner Situation wäre es außerordentlich dumm gewesen darauf zu reagieren. Und weil Sam gescheit und äußerst pfiffig ist, weiß er genau, dass solche Chancen selten sind und man nie sagen kann, wann sich eine solche Gelegenheit wiederholt. In einer derartigen Lage gehorchen wirklich kluge Hunde nie....

 

copyright Ute Dissemond, 2010

Aus dem Buch:

"Hunde sind... (Auslands-) Hunde-Geschichten"

 

 

 

Miakoda, Macht des Mondes

Seite 30

 

....Angestrengt versuchen die beiden Brüder die fremden Wölfe zu belauschen.

Einer der unbekannten Wölfe ist ein großes mächtiges Tier mit beeindruckendem silbergrauem Fell, er scheint der Leitrüde zu sein. Bei dem zweiten Tier handelt es sich um eine Wölfin, offensichtlich seine Gefährtin, auch sie ist von beachtlicher Größe und ihr Fell ist grauschwarz. Das dritte Tier scheint ein Jungtier aus dem letzten Jahr zu sein, es ist fast genauso groß wie seine Eltern, wirkt aber noch nicht so kräftig und muskulös wie diese.

Jasper und Flash sind so aufgeregt, dass sie es kaum wagen zu atmen, wie erstarrt hocken sie in ihrem Versteck und fürchten sich so sehr, dass sie dabei noch nicht einmal bemerken, wie sich ihnen Amarok und Sandy ebenfalls von hinten nähern. Sie haben schnell die fremde Fährte gefunden und sind ihr gefolgt. Um die beiden Grünschnäbel nicht zu erschrecken und damit ihre Anwesenheit zu verraten, halten sie Abstand. Erst als die unbekannten Wölfe in ausreichender Entfernung vorbeigezogen sind, nähern sie sich den beiden Jungtieren. Diese fahren vor Schreck heftig zusammen, als sie Amarok und Sandy entdecken.

„Pst, leise, die Eindringlinge sind immer noch in Hörweite und mit denen ist nicht zu Spaßen“, sagt Amarok.

"Kennst du die etwa?", will Jasper wissen....

 

copyright Ute Dissemond, 2010

Aus dem Buch:

Miakoda, Macht des Mondes